Das Projekt "Sicherheitsdiagramme"

Sicherheitsdiagramme: Verbesserung eines neuen Ansatzes zur Bewertung des Risikos extremer Klimaereignisse für die Gesellschaft

Fallstudienregion III: Volgograd und Saratov in Russland

Die Fallstudienregion III in Russland besteht aus den beiden russischen Oblasten (russische Verwaltungseinheit, ähnlich einem Bundesland) Volgograd und Saratov, die im südlichen Volgabecken liegen.


1. Volgograd

Das Gebiet Volgograd wurde am 10.01.1934 gegründet und hat 33 administrative Kreise. Die Hauptstadt der Region ist Volgograd (ehemals Stalingrad). Die Stadt Volgograd erstreckt sich über eine Länge von etwa 80 km entlang der Volga und ist wichtiges Industrie- und Handelszentrum. Die günstige geographische Lage spielt eine große Rolle in der Entwicklung der Region.

Das Gebiet Volgograd befindet sich im Süd-Osten der russischen Ebene, an beiden Ufern der Volga. Die Ausdehnung der Region von Norden nach Süden und von Westen nach Osten beträgt mehr als 400 Km. Das Territorium Volgograds ist durch den Fluss Volga in 2 Teile geteilt, nämlich Prawobereschje und Sawolschje. Die Gesamtfläche beträgt 113.900 Km² (nach Brilev,1986: Die Geographie der Volgogradregion).

Zu den wichtigsten Zweigen der Industrie gehören: Elektroenergie, Schwarzmetallurgie, Buntmetallurgie, Maschinenbau, Metallverarbeitung, Gasindustrie, Erdölraffinerien und Nahrungsmittelverarbeitung.

Landwirtschaft ist durch Pflanzenanbau und Viehzucht vertreten. In der Region Volgograd werden vor allem Weizen, Roggen, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Sonnenblumen angebaut. Von besonderer Bedeutung ist die Zucht von Schweinen, Rindern, Schafen und Geflügel. Ackerbau und Viehzucht werden durch Grünlandwirtschaft und Gemüsebau ergänzt.

In den Zeiten der Sowjetunion waren sämtliche Betriebe verstaatlicht. Die ganze Macht war zentralisiert. Alle Beschlüsse und Anordnungen konnten nur aus Moskau kommen. Nach 1991 folgte eine Dezentralisation der Macht. Die zunächst volkseigenen Betriebe wurden infolge der wirtschaftlichen Umstrukturierung weitgehend privatisiert. Die Privatisierung der landwirtschaftlichen Genossenschaftsbetriebe (Kolchosen und Sovchosen) vollzog sich durch Eigentumsübertragung landwirtschaftlicher Gerätschaften bzw. Boden an die Mitarbeiter.

Allerdings hat das neue System in den ersten Jahren keinen Erfolg gebracht, bis die Bauern sich wieder in Genossenschaften zusammenschlossen. Der Unterschied zwischen alten und neuen Kolchosen und Sovchosen besteht darin, dass die Bauern jetzt Eigentümer des Bodens und der Technik sind.

Die politische Krise im August 1998 hat die Existenz der kleinen Unternehmen und des Mittelstandes fast zerstört. Nach vielen Krisen kann man jetzt in der Industrie und in der Landwirtschaft den Wachstumsprozess sehen.

In der Region Volgograd leben ca. 2,7 Mio. Menschen. In der Region leben über 100 verschiedene Volksgruppen. Die 6 größten Gruppen der Bevölkerung sind Russen (86%), Ukrainer (3%), Kasachen (2%), Deutsche (1%) und Tataren (1%).

(Quelle: Statistikministerium Volgograd, 2002: Volgogradregion in Zahlen 2001)



Klima

Die Region Volgograd liegt sich weit weg von Ozeanen und Seen, deswegen hat das Klima einen kontinentalen Charakter. Im Nordwesten der Region (westlich der Volga) herrscht ein Steppenklima, während im Südosten (östlich der Volga) das Klima bereits typisch für Halbwüsten ist.

Der Winter ist trocken mit wenig Schnee und mit starken Winden. Der kälteste Monat ist Januar. Die durchschnittlichen Temperaturen sinken von Süd-Westen nach Nord-Osten von -8 bis -12 °C. An einigen Tagen sinken die Temperaturen bis -26 °C, absolutes Minimum ist -40 °C. Es gibt oft Nebel im Winter, meistens in der Periode von Oktober bis März (ca.30-40 Tage).

Auch Schneestürme sind keine seltene Erscheinung im Winter. Die Schneestürme erodieren die oberste Bodenschicht und schädigen das Wintergetreide. In verschiedenen Teilen der Region beträgt die Anzahl der Schneestürme 10-20 im Winter, manchmal steigt die Zahl bis 45. In den Jahren 1940/41, 1941/42, 1966/67, 1986/87 waren besonders viele Schneestürme zu verzeichnen.

Der Frühling (März-April) ist die kürzeste Jahreszeit und bedeutet den Beginn der Vegetationsperiode. In der zweite Hälfte des Frühlings erschweren zum einen oft Hitze oder Dürre, zum anderen aber auch Frost, plötzliche Kaltlufteinbrüche und Staubstürme die Landwirtschaft.

Im Sommer sind Staubstürme sehr häufig in dieser Region. Sie sind eine Folge der sommerlichen Trockenheit und starken Windes. Besonders oft gibt es Staubstürme im Süden der Region (ca. 10-15 Tage), im Norden treten sie an 2-5 Tage des Jahres auf.

Der Sommer ist heiß und trocken mit viel Staub. Die durchschnittlichen Temperaturen im Juli sind 22 - 24 C°. An den heißen Tagen erwärmt sich die Luft bis 34°-36°C, absolutes Maximum ist 41°-45°C.

Die Region Volgograd bekommt genug Wärme, so dass die Vegetationsperiode lang ist. Sie dauert im Norden 145-160 Tage und im Süden 165-175 Tage. Von den Temperaturen her ist das Klima daher für den Anbau von z.B. Weizen, Roggen, Sonnenblumen, Zuckerrüben und Weintrauben gut geeignet.

Der begrenzende Klimafaktor sind jedoch die Niederschläge. In der Region Volgograd liegen die durchschnittlichen jährlichen Niederschläge zwischen 270-300 mm im Südosten (Savolschje) und zwischen 400-500 mm im Nordwesten. Zwei Drittel der Niederschläge fallen in den Sommermonaten, wenn wegen hoher Temperaturen eine hohe Verdunstung herrscht. Es kommen immer wieder Dürrejahre mit erheblich weniger Niederschlag vor. Insbesondere im Südosten der Region sind Dürren häufig und erschweren die Landwirtschaft. (nach Brilev, 1986: Die Geographie der Volgogradregion).


Relief und Vegetation

Typisch für die Region ist Steppenvegetation (83% der gesamten Fläche). Nur 3,7% der Fläche sind von Wäldern bedeckt, wobei ein großer Teil der Wälder als Waldstreifen gegen Erosion und zur Schneeakkumulation angepflanzt sind. Die durchschnittliche Höhe des Territoriums beträgt 96 m. Im Gegensatz zum östlichen Ufer ist das westliche Volgaufer als relative steile Erhebung ausgeprägt und bildet die östliche Flanke der Volgaerhöhung. Der Höhenunterschied beträgt bis zu 100 m. Die Volgaerhöhung ist ein tektonisches Hebungsgebiet. Tief eingeschnittene Erosionsrillen und Flussläufe prägen das Landschaftsbild. Der höchste Punkt des Gebiets ist 358m hoch, der niedrigste Punkt -15 m am Ufer des Sees Elton (Quelle: Brilev, 1986: Die Geographie der Volgogradregion).

Bodenschätze

In der Region gibt es überwiegend Bodenschätze nichtmetallischer Natur. Die Region gehört zu den Gebieten mit relativ hohem Niveau der Erdölförderung im Land. Auf dem Territorium befinden sich 2 große Vorkommen von Kalisalz (ca. 4.5 Mrd. Tonnen). Es gibt große Vorräte von Kochsalz (ca. 4 Mrd. Tonnen) und Magnesium- und Natriumsalz (ca. 365.471 Mrd. Tonnen).

Böden

In den Steppengebieten westlich der Volga ist überwiegend der Bodentyp Chernozem verbreitet, in der Halbwüste östlich der Volga dagegen v.a. die Bodentypen Kastanosem und Solonez sowie Solonchak.

Wasservorräte

In der Region gibt es ca. 190 Flüsse. Die wichtigsten davon sind Volga, Don, Choper, Medwediza, Ilowlja und Busuluk. Es gibt 2 große Stauseen: Volgogradskoe (540 Km lang) und Zimljanskoe (250 Km lang). Insbesondere die kleineren Flüsse sind durchschnittlich während 3-4 Monaten im Jahr zugefroren.

Weitere Informationen:

http://www.priroda.ru, http://www.mojgorod.ru/volgograd_obl/index.html



2. Saratov

Die Region Saratov wurde im Jahre 1934 gegründet, besteht aus 38 Landkreisen und hat 18 größere Städte. Die Hauptstadt Saratov (900.000 Einwohner) liegt am östlichen Flussufer der Wolga, 860 km südlich von Moskau. Im Bereich der Stadt Saratov ist die Volga zwischen 3 und 10 Km breit und stellt mit zahlreichen Inseln ein Vogelparadies dar. Die Region Saratov liegt im Herzen der Wirtschaftsregion Volga und ist heute einer der größten Provinzen Russlands.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt ca. 10 Mio. Hektar. Der Anteil der Pflanzenanbau liegt bei 84%, wo v.a. Getreide, Sonnenblumen und Zuckerrübe angebaut werden. Außerdem werden Schweine, Rinder, Schafe und Geflügel gezüchtet.

Insbesondere die Maschinen- und Elektroindustrie, die Petro- und chemische Industrie und auch die lebensmittelverarbeitende Industrie sind von großer Bedeutung in Saratov. In diesen Bereichen und durch die große landwirtschaftlich Produktion spielt Saratov eine wichtige Rolle für ganz Russland.

Die Bevölkerung des Gebiets beträgt etwa 2,7 Mio. Menschen, 73% davon leben in den Städten. Nach der Nationalität wird die Bevölkerung hauptsächlich in 5 Gruppen unterteilt: Russen (85,6%), Ukrainer (3,8%), Kasachen (2,8%), Tataren (2 %) und Deutsche (0,6%).

Der Anteil der natürlichen Wälder und Waldanpflanzungen liegt bei 5,5 % des Teritorriums.

Klima

Die Region Saratov hat kontinentales und gemäßigtes Steppenklima. Die durchschnittlichen Temperaturen betragen im Winter -5 °C bis -22 °C und im Sommer 20 °C bis 30°C. Im Juli werden häufig Tagestemperaturen bis zu 37°C erreicht.

Die jährlichen Niederschläge schwanken zwischen 500-580 Millimeter im Nordosten und 375-425 mm im Südosten. In der Zeit von Dezember bis März ist die Region mit Schnee bedeckt.

Bodenschätze

Saratovregion ist reich an Erdöl, Gas, Kreide, Phosphorit, Lehm, Sand.

Böden

Die Böden der Region Saratov spiegeln die klimatischen und geomorphologischen Unterschiede wieder. Saratov ist die einzige Region in Russland, die sowohl Wald-Steppe, als auch Steppe und Halbwüsten enthält. Im Bereich der Waldsteppe herrscht Tschernosem als Bodentyp vor, ein sehr humusreicher und gut bearbeitbarer und fruchtbarer Boden. Die Steppenböden (Kastanosem) sind nicht ganz so humusreich, haben aber einen hohen Mineralstoffgehalt. In den Halbwüsten bieten Salzreiche Böden nur geringe Fruchtbarkeit.

Wasservorräte

Das Gebiet ist gut mit Wasser versorgt. Außer der Volga gibt es in der Region ca. 180 kleine Flüsse. Insgesamt werden es in der Region Saratov etwa 1,5 Mrd. m³ Wasser pro Jahr für Bewässerung in der Landwirtschaft verbraucht.

Weitere Informationen: http://www.mininter.saratov.gov.ru, http://www.saratov.ru

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